Kreuzungen

Einleitung
Kalt und unbarmherzig biß sich der Wind durch seine Haut.
Schon lange wartete er nun bereits auf den Bus.
Seine Augen schwenkten leer von links nach rechts und wieder zurück.
Grautöne umschlangen die Müllfetzen die auf Hochgeschwindigkeit gepeitscht durch die Straße trieben.
Das Wasser in der Luft war kurz davor zu kristallisieren.
Die Krokusse waren weiter vom Küssen entfernt als vor dem Treiben.
Die Gedanken verharrten im Nichts, bewegungslos wie die genervten Vögel; versteckt und halb erfroren.
Motorengeräusche bohrten sich unanständig aufdringlich ihren Weg in die Gehörmuschel.
Sie hatte mit viel Glück noch einen Fensterplatz ergattern können.
Den Begehrtesten wenn man es genau nimmt, da unter der Bank die Heizung warme Luft zwischen die Schenkel trieb.
Geschickt hatte sie in Sekunden zwei fabelhafte Gucklöcher auf die großen Seitenfenster gewischt
und drückte nun mit unverhohlener Neugier ihre Nase an die Scheibe.
Sie liebte dieses leicht überfordernde Gefühl von vorbeirasenden Impressionen.
Eine blaue Zimmerdecke, unorthodox angelegte Vorgärten, bunte Werbeplakate, eine schwarze Schaufensterpuppe.
Gerade als sie sich vollends den fliegenden Bildern hingeben wollte, blieb der Bus einfach stehen.
Er schnappte sich den Helm und verließ mit Tränen in den Augen und vor Wut zitternd die Wohnung.
Er würde nicht durchdringen meinte sie, seine Gefühle würden ihr Herz nicht erreichen und sie leide darunter.
Im tiefsten Inneren getroffen und von sich selbst enttäuscht stürzte er die Treppe hinunter.
Die Haustür knallte hinter ihm ins Schloß, während er sich gegen den Wind stemmte und zur Garage eilte.
Nur weg dacht er bei sich, nur weg.
Sie eilte auf den Balkon und sah wie er mit seinem Motorrad davon fuhr.
Schon immer hatte sie Angst vor seinem Jähzorn doch heute war er so ruhig und nach innen gekehrt.
Als sie ihm ihre ganze Enttäuschung offenbarte, hoffte sie er würde wieder um ihre Gefühle kämpfen.
Nichts, gar nichts kam von ihm.
Je heftiger sie ihm zusetzte, desto kleiner und schmaler wurde sein Mund.
Alle ihre Freunde pflichteten ihr bei, hatten ihr sogar Mut gemacht ihm die Hölle heiß zu machen.
Sie solle diesem selbstverliebtem Egozentriker erklären, daß da noch mehr ist außer seiner kleinen Welt.
Schon sah sie nur noch einen Punkt am Horizont.
Trotz des eisigen Windes starrte sie weiter dorthin wo sie ihn zuletzt gesehen hatte.
Nachdem er zum wiederholten Male die Zigarettenkippen am Boden der Bushaltestelle durchgezählt hatte
und das Wippen von einem Fuß auf den anderen auch keine Wärme bringen wollte, verließ er den Schutz des Bushäuschens.
Er fing an kleine Runden zu drehen und dabei den Blick etwas weiter schweifen zu lassen.
In der Ferne sah er zu seinem Erstaunen eine spärlich bekleidete Frau auf einem Balkon stehen.
Ihre Schönheit war sogar aus dieser Entfernung zu erahnen.
Ohne darüber nachzudenken lenkte er seine Schritte in ihre Richtung.
......to be continued......
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Reh Volution - 9. Apr, 16:47